Hizmet -Bewegung in Deutschland

Aktueller Stand und Diskurse

Die Hizmet- bzw. Gülen-Bewegung in ihrer Gesamtheit vorzustellen ist heute nicht einfach, da sie aufgrund ihrer „türkischen“ Vergangenheit einerseits eng mit der Türkei und der dortigen Gesellschaft verwoben ist bzw. war, andererseits aber auch MuslimInnen in Deutschland ein Leitbild für das Verständnis des Islam anbietet. Heute zählt die Bewegung weltweit zu den einflussreichsten Bewegungen.

Spätestens seit dem Putschversuch vom 15. Juli 2016 in der Türkei sieht sich die Bewegung mit einer brutalen Hetz- und Hasskampagne ausgesetzt. Während vermehrt türkische Staatsangehörige, die einen Hizmet-Hintergrund haben, in der Folge des Putschversuchs und der politischen Verfolgung nach Deutschland geflüchtet sind, hat sich die Bewegung in den letzten Jahren auch intern stark verändert. Insofern stellt der 15. Juli 2016 eine Zäsur für die Bewegung dar.

Doch auch das mediale und gesellschaftliche Interesse an der Bewegung ist seit 2016 enorm gestiegen. Dabei geht es konstruktive Kritik, aber auch viele Fehlannahmen, die Narrative aus der türkischen Staatspropaganda übernehmen. Deswegen haben es sich die Dialogvereine unter dem Dach des BDDI zur Aufgabe gemacht, durch Tagungen zur Hizmet-Bewegung einen Diskurs zu eröffnen und einen Austausch zu ermöglichen, um sowohl über Kritik zu reflektieren als auch Fehlannahmen zu korrigieren.

Diese Tagungen sollen in Zukunft dazu dienen, sich kontrovers und objektiv mit diesen Kritikpunkten auseinanderzusetzen und Aufklärung zu betreiben. Die kommende Tagung beabsichtigt die Systematik der methodischen Abhandlungen von Hizmet zu erörtern. Des Weiteren sollen auch seit 2016 bestehende Diskurse und Herausforderungen behandelt werden. Dieses Symposium ist noch kein Lösungsforum für die Angelegenheiten der Bewegung, aber ein Indikator für eine gesellschaftliche Angelegenheit, die zahlreiche Disziplinen aus der Erziehungs-, Politik-, Religions- und Geschichtswissenschaft sowie der Soziologie, in die mit Bildungspolitik und Religionspraxis geworfen werden muss.

Ziel dieser Tagung ist es, nicht nur dem Interesse an Hizmet gerecht zu werden, sondern auch die Entwicklung(en) der Bewegung in Deutschland zwischen 2016 und heute anhand von interdisziplinären Vorträgen vorzustellen. Trotz zahlreicher Publikationen über die Bewegung fehlt vielen das Wissen über die aktuelle Lage und den Prozess, den die Bewegung erlebt. Bei einer sich anschließenden Podiumsdiskussion mit Leitfragen zu der aktuellen Lage, den Schwerpunkten und dem Prozess der Bewegung soll sachlich diskutiert werden. Hierbei wird eine Verbindung von akademisch-theoretischem und Praxiswissen angestrebt.

Am 14.02.2023 fand die Konferenz Hizmet-Bewegung in Deutschland – Aktueller Stand und Diskurse“ am 14.02.2023 im Stadtteilzentrum KroKus in Hannover statt. Dies war die Auftaktveranstaltung der bundesweiten Konferenzreihe zur Hizmet- Bewegung in Deutschland, die vom Bund Deutscher Dialog Institutionen (BDDI) in Kooperation mit der Stiftung Dialog und Bildung (SDuB) initiiert und vom Gastgeber Forum Dialog Niedersachsen e.V. organisiert und durchgeführt wurde.

Im Vordergrund der Konferenz standen der Status quo der Hizmet-Bewegung hierzulande insbesondere nach der Zäsur im Juli 2016 und die Diskurse und Herausforderungen sowohl auf Bundesebene als auch am Beispiel Niedersachsen.

 

Ca. 140 Personen aus ganz Deutschland und aus Bereichen wie der Stadtverwaltung, Polizei, Politik und Presse haben die Veranstaltung an dem Dienstagvormittag besucht. 

 

Die Konferenz begann um 11:05 Uhr mit einem Intro-Video des BDDI.

Die Moderatorin Marfa Heimbach eröffnete die Konferenz und Vorstandsvorsitzender des Forum Dialog Niedersachsen, Erkan Koç, leitete zu Beginn eine Gedenkminute für die Opfer des Erdbebens in der Türkei und Syrien ein, welches sich nur wenige Tage vorher ereignet hatte. Nach seiner Begrüßung stellte er den Zweck dieser Konferenz dar. Gefolgt von Fachvorträgen von Prof. Dr. Christoph Bultmann zum Thema: die Erreichbarkeit von Wissen über Fethullah Gülen; Irfan Kumru, stellv. Vorsitzenden der VGE Berlin zum Thema: Hizmet in Deutschland; Erkan Koc, zum Thema: Hizmet Strukturen und Herausforderungen in Niedersachsen; Prof. Dr. Ursula Rudnick und Dr. Gabor Lengyel.

 

Zum Abschluss gab es eine Podiumsdiskussion zu bestimmten Fragestellungen, die in den Vorträgen gesammelt wurden.